Liebe Pflegende, liebe Angehörige,
liebe Berufsfremde liebe Trauergemeinde.
Wir trauern heute um das deutsche
Gesundheitssystem und tun dies, ohne es persönlich wirklich gekannt zu haben. Es
ist wohl die erste Trauerfeier dieser Art und ich danke Denen, die uns in
Erinnerung gebracht haben, dass es vor langer Zeit ein Gesundheitssystem gab
und wir heute die Möglichkeit haben ihm zu gedenken.
Es schmerzt uns, dich verloren zu
haben, vor allem auf diese tragische Weise, ein Kampf gegen Korruption,
Gewinnsucht und Lobbyismus der über zwei Jahrzehnte ging.
In gewissem Sinne warst du immer bei
uns, ob positiv oder negativ.
Du wurdest isoliert vom Rest der
politischen Ereignisse, von Lobbyisten missbraucht, im Namen des
Gesetzes.
Dabei wolltest du anfangs nur
helfen, weil wir Menschen krank oder alt werden, weil manche von uns zu früh
auf die Welt kamen oder einfach nur weil sie eine chronische Krankheit
hatten.
Du hättest dir gewünscht, dass wir
hinter dir stehen, dich schützen und dir ein korruptionsfreies Dasein in
unserem Gesellschaftssystem ermöglichen. Das haben wir nicht geschafft,
denn wir haben nicht aufgepasst und somit, sei es nun aktiv oder passiv, dein
Gehen besiegelt.
Lobbyisten und Politiker
- Wirtschaftsterroristen sind über dich hergefallen und haben dir
die Hölle bereitet, eine Hölle mit der Konsequenz der
systematischen Ausbeutung und deinem tragischen Tod.
Der italienische Dichter Dante hat
vor Jahrhunderten in seiner "Göttlichen Komödie" das Jenseits, vor
allem auch die Hölle, beschrieben. Über ihrem Portal sah er die Schriftzeichen:
"Ihr, die Ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren."
Schrieb Dante heute seine
Gesänge, hätte er viele Höllenmodelle zur Auswahl.
Gehören die ganzen verlogenen
Reförmchen nicht auch dazu? Für unser Gesundheitssystem und vielen
anderen staatlichen Missständen, die über lange Zeiträume bestehen, ist
es ein Raum ohne Hoffnung: die Hölle, in der unsre Politiker das Feuer einheizen.
Unser heutiger Trauermarsch ist eine
sehr persönliche Form der Anteilnahme an dem Schicksal und dem Ende unseres
Gesundheitssystems.
Er ist gleichzeitig aber auch eine
politische Trauer.
Wir trauern, dass unsere Politiker
so herunter gekommen (so blind vor Gier) sind und die volle Beachtung des
Artikels 1 Abs. 1 Grundgesetz „ Die Würde des Menschen ist unantastbar“
nicht mehr gilt.
Unsere Trauer ist oft
ratlos, wenn wir erfahren, dass unsere Kollegen nicht bei uns sind aus Angst
davor, den Arbeitsplatz zu verlieren, aus Angst vor Mobbing von den eigenen
Kollegen.
Unsere Trauer, unser Schweigemarsch
heute soll auch denen Gedenken, die auf Grund von gesundheitspolitischem
Lobbyismus und Geldgier der Pflegeeinrichtungsträger, in Krankenhäusern,
Pflegeheimen und im ambulanten Bereich, zu schwersten gesundheitlichen
Schäden kamen oder unter schweren Folgeerkrankungen leiden.
Eine Gesellschaft die das
Alter, das Anderssein, die Krankheit und den Tod nicht achtet und nicht
akzeptiert, ist zum Untergang verurteilt. Eine Gesellschaft, die diese
Probleme nicht sehen möchte, weil man noch gesund ist, wird demnächst die Augen
aufmachen müssen.
Wir wollen heute auch diejenigen
wachrütteln, die verschiedene Missstände sahen, sich aber nicht zum Protest
geäußert haben- wir wollen Sie auffordern die erlebten Missstände
aufzuzeigen-ihr seid nicht mehr allein!
Unsere Achtung der Menschenwürde,
unser Glauben an ein demokratisches Gesundheitswesen erhält durch diesen Tag
einen neuen Impuls.
Diesen Impuls, diesen Funken
Hoffnung, sollt ihr alle, die sich heute hier versammelt haben, in die
Gesellschaft tragen und aus einem Funken einen Flächenbrand auslösen, der quer
durch Deutschland geht und seinen Höhepunkt an Kraft im Bundestag findet.
Seid
selbstbewusst!! Sagt, wo es Missstände gibt, engagiert Euch
FÜR Veränderungen, bringt Verbesserungsvorschläge ein! Denkt IMMER
daran, wie Ihr selbst (oder auch eure Angehörigen) behandelt werden wollt...und
versucht Euer Möglichstes dafür zu tun, dass dies auch in die Tat umgesetzt
wird!
[ APPELL ! ]
Wir werden nicht aufhören auf
gesundheitspolitische Missstände aufmerksam zu machen und ein objektives
und der Realität angepasstes Gesundheitssystem von unseren Politikern
einfordern. Ein Gesundheitssystem in dem in Zukunft Jeder wieder
würdevoll das Leben als lebenswert erachtet, auch wenn er krank, alt oder
wehrlos ist!
Am Ende der Veranstaltung
angekommen, wünschen wir euch jetzt einen guten Weg nach Hause, zu euren
Lebensgemeinschaften und danken euch für das rege Interesse. Unterstützt uns
dabei, den freien Fall aufzuhalten, unterstützt die Pflege Aktivisten,
"Wir sind nicht nur
verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht
tun." [Molière]
Vielen Dank und auf eine bessere,
humanere Zukunft!
[ ENDE ! ]
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